Bijouterie und ihre Geschichte |
Geschichte und Gegenwart Gablonzer Bijouterie |
Schon Anfang des 18. Jahrhunderts begann man die Gablonzer Bijouterie herzustellen und die Ware zu verkaufen. Zu den Glassteinen und Glasperlen kamen später auch Erzeugnisse aus dem Bereich der sogenannten Metallbijouterie, d. h. Ohrringe, Anhänger und Broschen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann schon die Gablonzer Bijouterie ihre Kunden auf der ganzen Welt, was sich auch in der Warenmenge und Vielfalt der Produktion widerspiegelte. Es gab keinen anderen Ort außer Jablonec nad Nisou, wo man alle Bijouteriearten anfertigte. Deswegen entstanden hier zahlreiche mehrstöckige Exporthäuser, in denen die Ware im Großen angeboten wurde. In der Produktion sowie im Handel fanden Zehntausende von Menschen eine Beschäftigung. Die Region wurde dank deren Prosperität als das „österreichische Kalifornien“ bezeichnet.
Nach dem Jahr 1860 nahm die Struktur Gablonzer Industrie die Form einer Pyramide an. Die Grundlage des neuzeitlichen Unternehmen-Weltwunders machten die Glashütten, Kompositionsbrennereien sowie Raffineure (Glasdrücker, Schleifer, Glasbläser, Maler sowie Hauserzeuger und Andere) aus. Im Mittelbereich der Pyramide befanden sich die Lieferanten und auf der Spitze standen die Exporteure. In der Praxis ging man folgendermaßen vor: Der Lieferant übernahm vom Exporteur den Auftrag und teilte diesen seiner Erwägung nach unter konkrete Hersteller auf. Dieses System sicherte gewisse soziale Stabilität und verhinderte zugleich den unlauteren Wettbewerb.
Zu Stärken Gablonzer Unternehmer gehörte immer der Hunger nach Innovationen, das Streben nach Qualitäts- sowie Effektivitätsverbesserung der Herstellungsprozesse, der Mut zu unkonventionellen Lösungen, aktive Suche nach neuen Absatzgebieten und nicht zuletzt auch die Bereitschaft die Musterung an den Markt sowie Bedarf des konkreten Kunden anzupassen. Das alles brachte große Erträge in den Konjunkturzeiten und half die Krisen zu überleben. Als 1921 insgesamt 667 Gablonzer Unternehmer ihre Bijouterie- und Glasartikel für 2,2 Milliarden Kronen in die Welt exportiert hatten, befand sich die hiesige Industrie auf der Spitze. In der ersten Hälfte 1920er Jahre machte Gablonzer Ausfuhr sogar 8 % des gesamten tschechoslowakischen Exports aus. Der Fall während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren war deshalb umso steiler. Die Gablonzer Bijouterie hat aber überlebt und auch die schwierige Zeit des Zweiten Weltkriegs überwunden. Die Geschichtsübersicht bis zum Zweiten Weltkrieg – Texte – PhDr. Petr Nový. Das Bijouterie- und Glasmuseum, Jablonec nad Nisou. Die Nachkriegsentwicklung des Herstellungs- und Exportbereichs war von bedeutenden Wendepunkten in der Industriestruktur sowie im Außenhandel geprägt. 1945 erneuerten ca. 25 % der Firmen ihre Tätigkeit, die Mehrheit davon unter der Nationalverwaltung nach der Beschlagnahme des deutschen Eigentums. Diese Veränderung wurde zur Grundlage der Herstellungs- und Handelskonzentration in den Jahren 1946–1948 sowie der folgenden Verstaatlichung 1948. Dadurch entstand die Gesellschaft Skloexport, von der sich 1952 Jablonex abzweigte. Allmählich entstand auch der starke Herstellungsverband der Unternehmer Gablonzer Bijouterie. Die tschechoslowakische Bijouterieindustrie konnte sich zu Hause auch trotz der vorgezogenen Schwerindustriebereichen durchsetzen und eine starke Forschungs-, Herstellungs-, Marketing- und Handelsgrundlage, die zur Weltspitze gehörte, aufbauen. Jablonex errichtete sein Distributionsnetz in 90 Staaten auf der ganzen Welt und wurde zum Symbol einer guten Qualität, eines schönen Designs sowie hochwertigen Kundenservices.
In den 1960er Jahren konnte Jablonex auf verschiedenen Orten berühmte Persönlichkeiten, wie z. B. Jurij Gagarin, Claudia Cardinale, die Fürstin von Monako Grace Kelly und Andere willkommen heißen.
Jablonec nad Nisou wurde zum Ort der Internationalen Ausstellungen von Glas- und Bijouteriewaren. 1969 feierte die Gablonzer Bijouterie einen großen Erfolg auf der Weltausstellung in Montreal.
Der Status tschechoslowakischer Bijouterie wurde auch in den 1970er Jahren weitergestärkt und dieser Bereich gehörte immer zur Weltspitze. Nach und nach zeichnete sich die Konkurrenz im Fernen Osten, v. a. in Taiwan und Südkorea, ab. Es entstanden auch neue Materialien sowie Technologien, in die Bijouterieherstellung sickerten Plastik und andere Stoffe ein. Aggressiv agierende Handelsketten haben die klassische Vertriebskette Hersteller-Exporteur-Importeur-Großhändler-Kleinhändler durchgedrungen. Auch diesen Änderungen konnte die immer noch zentralisierte Bijouteriindustrie die Stirn bieten und ihre Position auf dem Weltmarkt bewahren. Es war hauptsächlich dank der Forschungsbasis, der ständigen Innovationskraft und guter Personalarbeit in der Herstellung sowie im Handel.
Nach der gesellschaftlichen Wende im Jahr 1989 begann der Privatisierungsprozess, während dessen mehrere große Firmen entstanden /z.B. Preciosa a.s., Železnobrodské sklo, Ornela a.s., Bižuterie a.s. und andere/ und ca. 50 kleine und mittelgroße Firmen allmählich gegründet wurden. 2005 entstand aus den großen Firmen eine neue Einheit Jablonex Group a.s., die jedoch nur bis zum Jahr 2009 ausgehalten hat: durch die Entscheidung der Eigentümer wurde sie geschlossen und stückweise ausverkauft. Dies passierte in der Zeit einer starken Rezession und des starken Einstiegs des chinesischen und indischen Wettbewerbs. Viele Jahrle kämpften die Bijouterieunternehmen mit dieser ungünstigen Situation. Manche gingen unter, die meisten überlebten jedoch, passten sich neuen Bedingungen an und entwickelten sich. Es entstanden auch viele ganz neue Firmen. Die Gablonzer Bijouterie – das tschechische „Familiensilber“ und ein bedeutender Bestandteil der tschechischen Modegestaltung, hat auch künftig ihren Platz auf dem Markt sicher. Die traditionellen Kunden kehren zu diesem Modeartikel trotz der Krise und billiger Importe aus den asiatischen Ländern zurück, und es kommen langsam auch neue Kunden. Die Verkaufszentren auf vielen Orten in der Tschechischen Republik sowie im Ausland verkaufen erfolgreich die Produktion „MADE IN JABLONEC“. Die Kunden schätzen hohe Qualität, Originaldesign, modisches Flair, und nicht zuletzt die Einhaltung der Hygienestandards.
Im Gebiet um die Städte Liberec, Kamenický Šenov, Jablonec nad Nisou, Zásada und Železný Brod sind zurzeit fast 7,000 Mitarbeiter in der Bijouterieindustrie beschäftigt. Sie erzeugen nicht nur fertige Bijouterie, sondern auch Material und Komponenten für ihre Herstellung. Der größte Hersteller ist zweifellos PRECIOSA a.s. Ein bedeutender Vertreter anderer Firmen ist der Verband der Glas- und Bijouteriehersteller, welcher 50 Produktions- und Handelssubjekte, das Glas- und Bijouteriemuseum sowie vier Fachschulen vereint. |